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Schieneninfrastruktur: erstes SpringEvent am RailCampus OWL gibt Bahnsektor Anlass zu Kritik und Hoffnung

Elektrifizierung, Digitalisierung und Planbarkeit sind generell unverzichtbare Schlagworte in Diskussionsrunden und Talkshows. Sie kamen auch gestern beim ersten SpringEvent am RailCampus OWL in Minden nicht zu kurz. Rund 50 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nahmen an der Veranstaltung mit dem Titel „Regionale Infrastruktur und die Rolle der Schiene“ teil. 

Sie erhielten einen regionalen Überblick der Situation der Schieneninfrastruktur in zwei Bundesländern von Dr. Carla Eickmann, Leiterin des Referats „Schiene und Logistik“ im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bau und Digitalisierung und von Jens Petershöfer, Leiter der Gruppe „Vernetzte Mobilität“ – Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. Beide Referenten stellten die wichtigsten Projekte Bundesländern vor und nahmen zusammen mit Hans Peter Lang, Beauftragter Systemintegration Digitale Schiene und Dr. Lars Müller von der DB Systemtechnik GmbH an der anschließenden Podiumsdiskussion teil.

Vorträge und Diskussion zeigten die Kapazitätsengpässe und den enormen Handlungsbedarf deutlich auf. Die 500 Milliarden als geplantes Sondervermögen für die Infrastruktur, auf die sich CDU/CSU und SPD vornehmlich geeinigt haben, sollten kritisch begleitet und wohlüberlegt ausgegeben werden, so die Meinung der Diskussionsteilnehmer. Dabei muss der Fokus auf der Schiene als wichtigster Verkehrsträger für eine nachhaltige Verkehrswende klar erkennbar sein.

„Es besteht ein Rückstau. Rund 20 % der Infrastruktur in Niedersachsen sind von Generalsanierungen betroffen“, sagte Dr. Carla Eickmann. Die Länder sollten ihrer Meinung nach bei (Finanz)Planungen öfters mit am Tisch sitzen. „Die Schiene ist ein komplexes und langfristiges Projekt“, meinte Jens Petershöfer. Bei der Kostenplanung sei es wichtig, die Inflationsrate über die Jahre zu berücksichtigen, um das Budget einzuhalten. Aus diesem Grund und aus weiteren Gründen wie dem Fachkräftemangel und der notwendigen Handlungsgeschwindigkeit beim Klimaschutz sollte seiner Meinung nach verstärkt auf die Bestandssanierung und der Digitalisierung von Prozessen als auf Neubaustrecken gesetzt werden. Erfolgreiche Projekte im Schienensektor sind komplexe und langfristige Aufgaben. Sie müssen über Legislaturperioden hinausgedacht und Preisentwicklungen mit eingeplant werden.

Standardisierung hatte für Dr. Müller und Herrn Lang von der Deutschen Bahn Priorität.  Allein die unterschiedlichen Höhen der Bahnsteige in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalens, historisch bedingt, fordern Anpassungen am rollenden Material. Klare Anforderungen an das System Schiene und eine integrierte Planung, die alle Betroffenen frühzeitig einbindet, sind der Weg zu mehr Effizienz in einem sehr komplexen System.

Die Teilnehmer äußerten sich auch positiv. So wurde das Transeuropäische Verkehrsnetz (TEN-T) als positives Beispiel für die Planung und Entwicklung einer kohärenten, effizienten, multimodalen und hochwertigen Verkehrsinfrastruktur in der gesamten EU gesehen. Ein starkes Signal sei, so Hans Peter Lang, dass die Nachfrage da sei. „Dort, wo es gelungen ist, Strecken zu bauen oder renovieren und alles in Betrieb zu nehmen, wird es voll genutzt, und das gibt Anlass zur Hoffnung.“ 

Wir bedanken uns bei allen Referenten und Teilnehmern für die rege Teilnahme am ersten erfolgreichen SpringEvent im RailCampus. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!


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